«Schöpfung» - Konzert des Erweiterten Kirchenchores am 4.+5. Juni 2016

Konzert 2016 (Foto: Christoph Knoch)


Die beiden Aufführungen sind Geschichte - es war absolut begeisternd.

Ein Rückblick - Lokalnachrichten, 9. Juni 2016
Interviews mit den Solisten im April («reformiert.» Gemeindeseiten)

Konzerte

Samstag, 4. Juni 2016 | Sonntag, 5. Juni 2016
Die Ton-Aufnahmen sind bei den beiden Veranstaltungen eingebaut.

Programm

Leitung

Lucas Ewald (Foto: Janice Baumann)


Zum Werk «Es werde Licht!»

«Schöpfung» (Foto: Christoph Knoch)
Es ist wohl eine der effektvollsten Momente in der Oratorienliteratur, wenn in Joseph Haydns „Schöpfung“ nach der Darstellung des Chaos in die Finsternis der formlosen Leere mit einem Fortissimo-Einsatz des gesamten Orchesters und des Chors in strahlendstem C-Dur das Licht hereinbricht. „Und es ward Licht“. Das aufklärerische Gedankengut der Zeit könnte wohl musikalisch nicht treffender zum Ausdruck gebracht werden. Auch sonst erweist sich das Werk als ein Kind der Aufklärung, indem im dritten Teil der Höhepunkt der durchdacht geordneten Erschaffung der Welt deutlich ins Zentrum gerückt wird: Der Mensch. Oder besser, das Paar Adam und Eva. Sehr deutlich wird dies, nachdem die beiden die Wunder der Natur und die Grösse Gottes besungen haben, und Adam lapidar feststellt „Nun ist die erste Pflicht erfüllt, dem Schöpfer haben wir gedankt“. Fortan widmen sich die beiden den schönen Seiten des irdischen Lebens und einander. Wie Adams Vers "Wie labend ist der runden Früchte Saft", der manchem Sänger sichtlich Freude bereitet, verstanden werden soll, sei den Zuhörenden selbst überlassen.

Diese hedonistische Sichtweise des Glaubens im Oratorium ist zunächst das Verdienst Gottfried van Swietens der ein auf John Miltons Epos „Paradise Lost“ basierendes Libretto für Haydn ins Deutsche übertrug. Dieser verlieh aber der inzwischen etwas angestaubten Gattung des Oratoriums durch seine Musik eine neue, unwiderstehliche Lebendigkeit. Haydns musikgeschichtliche Bedeutung als Erneuerer und Wegbereiter kann nicht überschätzt werden. Die Musik ist nicht mehr starr in vorgegebene Formen gebunden, sondern folgt textlichen und dramaturgischen Notwendigkeiten. Vom Witz der Tonmalerei bis zum fugierten Chorsatz finden sich eine Vielzahl verschiedener Stilmittel und Formen, die nicht zuletzt durch eine gekonnte Instrumentierung zum Leben erwachen.

Nach den begeisternden letzten Konzerten freut sich der Kirchenchor Haydns „Schöpfung“ erarbeiten und am 4. und 5. Juni 2016 zur Aufführung bringen zu können. Nebst drei Solisten ist auch die Camerata Mobile wieder dabei.

Ewald Lucas