Orgel Muri: Ein Gespräch mit dem Orgelbauer Thomas Wälti
Jetzt sitzt der Enkel Thomas auf der Orgelbank in Muri.
Vor ihm haben sich Grossvater Ernst, Vater Felix und Onkel Kuno seit 1940 Orgeln in Muri betreut. Vor 50 Jahren wurde die heutige Orgel eingeweiht.
«Eine sorgfältig gebaute Orgel kann bei einer guten Betreuung jahrzehntelang gespielt werden», betont der Orgelbauer. «Während in den 50er Jahren die Begeisterung für Kunststoff gross war, verwenden wir heute wieder ganz traditionelle Materialien. Doch werden die Organistinnen und Organisten heute mit elektrischen und elektronischen Hilfsmitteln unterstützt.»
Zeitgeist? «Die Orgel von 1968/69 aus der Werkstatt von Felix und Kuno ist die am längsten in der Kirche Muri gespielte Orgel. Alle vorher wurden wegen technischer Mängel oder weil sie dem Zeitgeist nicht mehr entsprachen, durch neue Instrumente ersetzt.»
«Wie steht es um elektronische Instrumente?» frage ich den Fachmann. «Klar wird das bei Neuanschaffungen manchmal diskutiert. Einer noch so guten digitalen Orgel fehlt der ‹Atem›, den die Zuhörenden ganz körperlich spüren können.» So betont der passionierte Orgelbauer, er habe keine Angst um seine Zunft. Mit heute zehn Mitarbeitenden sei die Firma für die Betreuung von über 250 Orgeln in der Schweiz und im Ausland gut ausgelastet. «Und regelmässig dürfen wir auch neue Instrumente bauen.»
«Unvergesslich ist für mich die Begegnung mit der Hörbehindertengemeinde in Zürich. Ich habe gestaunt, als mir der Organist erzählt hat, wie hörbehinderte Menschen Töne und Melodien spüren.»
Als Ausgleich zum Handwerk aquarelliert er regelmässig. In den 90er-Jahren unterrichtet Thomas Wälti an einer Akademie im Piemont Orgelbau. «Anfangs mit Schülern, danach mit unserem Betrieb haben wir dort inzwischen 15 alte Instrumente restauriert. Mein italienischer Kollege betreut sie vor Ort».
Manche Geschichte rund um die vier Orgeln in Muri hat Thomas im sorgfältig geführten Firmenarchiv entdeckt. Dass der berühmte (katholische) Orgelbauer Paul Goll von Luzern in Muri eine Zweitwohnung hatte, um auch im (reformierten) Kanton Bern Aufträge zu aquirieren, oder jene Episode um das Orgelgehäuse von 1968 ist nur mündlich überliefert: «Jetzt steht ein grosses ‹M› für ‹Muri› auf der Empore», erzählt Thomas, «der erste – eher klassische – Entwurf meines Vater gefiel Architekt Boehm ganz und gar nicht.»
Thomas Wälti (*1954) ist in Muri-Gümligen aufgewachsen. Nach etlichen Lehr- und Wanderjahren bei verschiedenen Orgelbauern ist er an den Turbenweg in Gümligen zurückgekommen.
Zuerst erschienen: Gemeindeseiten reformiert. Muri-Gümligen, März 2019.
Aufgezeichnet von Christoph Knoch
Flyer (50 Jahre Orgel)
«Eine sorgfältig gebaute Orgel kann bei einer guten Betreuung jahrzehntelang gespielt werden», betont der Orgelbauer. «Während in den 50er Jahren die Begeisterung für Kunststoff gross war, verwenden wir heute wieder ganz traditionelle Materialien. Doch werden die Organistinnen und Organisten heute mit elektrischen und elektronischen Hilfsmitteln unterstützt.»
Zeitgeist? «Die Orgel von 1968/69 aus der Werkstatt von Felix und Kuno ist die am längsten in der Kirche Muri gespielte Orgel. Alle vorher wurden wegen technischer Mängel oder weil sie dem Zeitgeist nicht mehr entsprachen, durch neue Instrumente ersetzt.»
«Wie steht es um elektronische Instrumente?» frage ich den Fachmann. «Klar wird das bei Neuanschaffungen manchmal diskutiert. Einer noch so guten digitalen Orgel fehlt der ‹Atem›, den die Zuhörenden ganz körperlich spüren können.» So betont der passionierte Orgelbauer, er habe keine Angst um seine Zunft. Mit heute zehn Mitarbeitenden sei die Firma für die Betreuung von über 250 Orgeln in der Schweiz und im Ausland gut ausgelastet. «Und regelmässig dürfen wir auch neue Instrumente bauen.»
«Unvergesslich ist für mich die Begegnung mit der Hörbehindertengemeinde in Zürich. Ich habe gestaunt, als mir der Organist erzählt hat, wie hörbehinderte Menschen Töne und Melodien spüren.»
Als Ausgleich zum Handwerk aquarelliert er regelmässig. In den 90er-Jahren unterrichtet Thomas Wälti an einer Akademie im Piemont Orgelbau. «Anfangs mit Schülern, danach mit unserem Betrieb haben wir dort inzwischen 15 alte Instrumente restauriert. Mein italienischer Kollege betreut sie vor Ort».
Manche Geschichte rund um die vier Orgeln in Muri hat Thomas im sorgfältig geführten Firmenarchiv entdeckt. Dass der berühmte (katholische) Orgelbauer Paul Goll von Luzern in Muri eine Zweitwohnung hatte, um auch im (reformierten) Kanton Bern Aufträge zu aquirieren, oder jene Episode um das Orgelgehäuse von 1968 ist nur mündlich überliefert: «Jetzt steht ein grosses ‹M› für ‹Muri› auf der Empore», erzählt Thomas, «der erste – eher klassische – Entwurf meines Vater gefiel Architekt Boehm ganz und gar nicht.»
Thomas Wälti (*1954) ist in Muri-Gümligen aufgewachsen. Nach etlichen Lehr- und Wanderjahren bei verschiedenen Orgelbauern ist er an den Turbenweg in Gümligen zurückgekommen.
Zuerst erschienen: Gemeindeseiten reformiert. Muri-Gümligen, März 2019.
Aufgezeichnet von Christoph Knoch
Flyer (50 Jahre Orgel)